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  Das Spannungsverhältnis von Natürlichem und Artifiziellem fasziniert die Menschen von jeher.

Ute Reehs als Prototyp realisierte Baumscheibe belegt dieses Phänomen auf ebenso schöne wie nutzbare Weise. Als organische Form aus glattem, orange-rosa-farbenem Kunststoff legt sich die Skulptur wie ein riesiges schirmförmiges Gewächs um einen Baum. Es scheint, als seien die amorphen Möbelträume der 60er Jahre in die vorbildhafte Natur zurückgekehrt. Befreit vom Wohnwelt- und Lifestyle-Kontext schmiegt sich dieses Objekt um den Stamm und wird so zu einem romantischen Landschaftsaperçu mit Science-Fiction-Anklängen, dem Reeh eine authentisch zeitgemäße Form gegeben hat: ein digital gestalteter Blütenkelch, der an die elegante Calla oder die aufreizende Anthurie denken lässt. Der bonbon-knallige Blickfang lädt zum Ausruhen ein und zum Schauen – in die Baumkrone und in den Himmel. Baumscheiben sind anpassungsfähig und robust, überall auf der Welt können sie heimisch sein.

Nach dem plausiblen Konzept der Künstlerin sollen sie in Gruppen zu mehreren Exemplaren installiert werden (nicht umsonst hat sie für den Titel des Projekts den Plural gewählt) – Pilze findet man ja schließlich auch selten allein. Reeh führt romantische und futuristische Bilder zu einem Objekt zusammen, mit dem sie grundlegende Fragen nach dem Verhältnis von Kultur und Natur, von autonomer Kunst und übriger Welt behandelt.

Kay von Keitz

     
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